Quelle: KW Kurier
Datum: 29.09.2020


Einer der größten Projektierer und Betreiber von Windenergieanlagen in Deutschland kommt aus Kallinchen

Wenn man an der Autobahnauffahrt Bestensee auf die A13 in Richtung Dresden abbiegt, sind die fünf riesigen Windräder westlich der Autobahn nicht zu übersehen. Nichts besonderes, werden Sie sagen!

Ein weithin sichtbarer Schriftzug auf einem der Windräder verrät dem Vorbeifahrenden den Betreiber der Anlage: ENERGIEQUELLE. Und der macht den Windpark bei Bestensee für uns als regionale Zeitung zu einem überaus interessanten Thema. Denn die Firma Energiequelle, einer der größten Projektierer und Betreiber von Anlagen für erneuerbare Energien, hat ihren Sitz in Kallinchen.

Also verabredeten wir uns mit dem Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der Energiequelle GmbH, Michael Raschemann, zu einem ausführlichen Gespräch. Er empfängt uns im hellen und transparenten Unternehmenssitz und führt uns in einen lichtdurchfluteten Konferenzraum. Wir fragen ihn zunächst nach den Anfängen seiner so erfolgreichen Firma und kommen schnell in ein angeregtes Gespräch.

„Unser Unternehmen wurde im Oktober 1997 gegründet. Aber die Anfänge liegen viel früher“, erzählt Michael Raschemann, der aus Pätz stammt. „Eigentlich war ich schon als Kind an alten Windmühlen interessiert. Immer wenn wir auf Reisen mit meinen Eltern an einer vorbei fuhren, mussten wir anhalten, damit ich mir die Mühle von Nahem anschauen konnte“, erinnert er sich. „Und als während meines Studiums für Bauingenieurwesen in Potsdam die ersten modernen Windmühlen im Land Brandenburg in den Jahren 1992/93 gebaut wurden, war ich total begeistert! Da reifte in mir der Entschluss: Das will ich auch machen!“ Und so machte sich der Student Michael Raschemann auf die Suche nach einem geeigneten Standort für eine Windstromanlage. „Ich hatte noch einen alten Autoatlas, da waren die alten Windmühlen als Sehenswürdigkeiten eingezeichnet. Und so bin ich auf Feldheim, ein kleines Dorf in der Nähe von Treuenbrietzen, gestoßen. Ich habe ein Projekt entwickelt und im Herbst 1993 der Gemeinde vorgestellt. Die Gemeindevertreter waren neugierig und interessiert, so nach dem Motto: ‚Soll er mal machen …‘“

Im Herbst 1994 begann der Bau der Windstromanlagen. „Das Schwierigste war, eine stabile Wegeanbindung zu den geplanten Standorten auf den von Panzern zerfahrenen Wegen zu bauen. Als dann der Riesenkran für die Errichtung der Anlagen ankam, wurde mir ein wenig mulmig. Und der Kranfahrer, dem die Sache wohl auch nicht ganz geheuer war, sagte: ‚Wenn ich mich hier festfahre, brauchst du zwei Panzer, um mich wieder rauszuholen!’“

Die Skepsis war anfangs groß. „Ich weiß noch, dass damals die Schlagzeile kursierte: ‚Mittelloser Student aus dem Osten baut Windenergieanlagen!’“ Und selbst in der eigenen Familie gab es Zweifel. „Mein Schwiegervater sagte damals mal zu mir: ‚Wenn das so einfach wäre, würden es doch alle machen.‘ Ein paar Jahre später investierte er in seine eigene Mühle bei Magdeburg“, erzählt Micha Raschemann schmunzelnd.

Denn schließlich ging alles gut! Im März 1995 gingen Raschemanns erste vier Windmühlen ans Netz. Und das war der Grundstein für alles, was noch folgen sollte! Und der Standort Feldheim würde auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen!

Die Unternehmensgründung 1997

1997 schloss Michael Raschemann sein Studium mit Diplom ab und noch im selben Jahr gründete er gemeinsam mit seiner Frau Doreen und Joachim Uecker die Energiequelle GmbH. Doreen Raschemann und Joachim Uecker kamen beide aus dem kaufmännischen Bereich und so war die Aufgabenverteilung innerhalb der neuen Firma von Anfang an klar. Joachim Uecker war für die Finanzierungen der Windstromanlagen verantwortlich, Doreen Raschemann für die internen betriebswirtschaftlichen Abläufe und er selbst für Standortbeschaffung und Projektierung.

1998 bezog das Unternehmen seinen Firmensitz in Kallinchen. Und zwar in einem alten, kleinen Kolonialwarenhaus an der Hauptstraße, das Doreen Raschemann von ihrer Oma geerbt hatte. Am Anfang der Unternehmenstätigkeit standen dann die Konzeptentwicklung für einen firmeneigenen Windpark, der als Referenz dienen sollte, und die Windparkprojektierung für dritte. Es galt Genehmigungen am Markt einzuholen oder zu kaufen und als Generalübernehmer Windparkprojekte zu realisieren. Zu dieser Zeit kamen auch die ersten Anfragen von Investoren zum Erwerb frisch fertiggestellter Windparks.

Und auch in Feldheim schritt die Entwicklung voran. Dort entstanden 1998/99 vier firmeneigene Windenergieanlagen und eine erste Bürgermühle, an der 16 Einwohner Feldheims beteiligt waren. „Gemeinschaftsprojekte wie diese erste Bürgermühle sind für die Akzeptanz eines Windparks, der ja auch Beeinträchtigungen mit sich bringt, von enormer Bedeutung. Überhaupt legen wir von Anfang an großen Wert darauf, die Menschen vor Ort in unsere Projekte einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen“, erläutert Michael Raschemann.

Feldheim wird zum ersten energieautarken Ort Deutschlands

Die dann folgende rasante Entwicklung des Unternehmens lässt sich wohl am besten am Beispiel Feldheims beschreiben. Ab der Jahrtausendwende kamen immer neue Windenergieanlagen dazu. „Inzwischen entwickeln wir dort bereits die zehnte Ausbaustufe“, erklärt Raschemann. Außerdem wurde auch in Photovoltaikanlagen investiert und 2008 ging eine gemeinsam mit der örtlichen Agrargesellschaft betriebene Biogasanlage, die die Bewohner Feldheims mit Wärme versorgt, in Betrieb. Später kamen noch ein modernes Holzhackschnitzel-Heizwerk sowie eine Power-to-Heat-Anlage hinzu, die den zusätzlichen Wärmebedarf an besonders kalten Tagen deckt. Ein großer Schritt für Feldheim war die Inbetriebnahme eines eigenen Stromnetzes zur Versorgung des Ortes mit dem im Windpark produzierten Strom. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie das ganze Dorf 2009, als wir das Stromnetz verlegten, aufgerissen war. Statt der zu erwartenden Beschwerden gab es eher Verständnis bei den Anwohnern. Schließlich waren ja alle selbst als Bauherren an diesem Projekt beteiligt“, erzählt er weiter. 2015 wurde hier Europas größter Stromspeicher gebaut, der aus dem Windpark gespeist wird und den Strom dann ins Netz abgibt, wenn er gebraucht wird. Feldheim ist bis heute der erste und einzige energieautarke Ort in Deutschland!

Energiequelle heute

Wie schon am Anfang des Artikels erwähnt, ist die Energiequelle GmbH heute einer der größten Projektierer und Betriebsführer von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt allein in Deutschland über 250 Mitarbeiter. Mit den zwei Tochterunternehmen in Frankreich und Finnland ist Energiequelle Arbeitgeber für über 300 Beschäftigte.

Seit 2013 vertreibt das Unternehmen, als einziger Grünstromprojektierer bundesweit, seinen Strom über das Tochterunternehmen eq-strom GmbH & Co. KG auch selbst. „Damit stellen wir sicher, dass unser Strom nicht nur grün ist, sondern auch günstig für Endverbraucher zur Verfügung steht“, sagt Michael Raschemann.

Nach seiner Sicht auf die Zukunft gefragt, antwortet er: „Die Energiewende ist eine unglaubliche Chance! Ich bin davon überzeugt, dass wir mittelfristig keine Verbrennungsprozesse zur Strom- und Wärmeproduktion mehr brauchen werden. Unsere Aufgabe wird sein, dafür genug grüne Energie zu jedem Zeitpunkt bereitzustellen!“

Hier geht es zum Artikel:
https://kw-kurier.de/energiewende-eine-unglaubliche-chance/

 

Hauptsitz der Energiequelle GmbH in Kallinchen. Foto: Manuel Weidt
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